Name: Elisabeth Gruber
Mitglied im Verein seit: April 2015
Position im Verein: Engagiertes Mitglied
Betreute Projekte: Behindertenschule
Anzahl der Nepal-Besuche: 3 (insg. ca. 5 Monate)
Liebe hamromaya Nepal Freunde,
oft werde ich gefragt, was mich dazu veranlasst hat, zwei Monate nach meiner Heimkehr wieder nach Nepal zu reisen. Die Antwort ist sehr schnell gefunden: das Behindertenheim, in dem ich knapp drei Monate gearbeitet habe.
Nirmal Bal Bikas Vidhyalaya ist ein ganz besonderer Ort. Ich würde fast behaupten, es ist ein Ort der Gegensätze. Arm an Mittel, doch reich an Herzlichkeit.
An meinem ersten Tag war die Schule geschlossen. Nur die Heimbewohner waren anwesend. Die Armut, die sich in den Räumen widerspiegelt, ist bedrückend, die Kleidung der Bewohner ist dreckig, die Kinder wirken verwahrlost, das Wasser ist trüb und der Boden ist schlammig. Ein Junge fällt mir gleich ins Auge. Er sitzt in der Ecke und scheint Angst vor mir zu haben. „Er wurde irgendwo auf der Straße gefunden“, wird mir erklärt. Einige Heimbewohner kommen mit ihrer neugierigen Art auf mich zu – ich bin etwas überfordert. Mir geht vieles durch den Kopf: Wie kann ich hier nur die nächsten drei Monate arbeiten? Was hab‘ ich mir eigentlich dabei gedacht?
An meinem ersten „offiziellen“ Arbeitstag werde ich dann von Lebendigkeit und Fröhlichkeit überschüttet. Viele Schulkinder begrüßen mich herzlich, Lehrer versuchen mit mir ins Gespräch zu kommen. Sie sprechen kaum ein Wort Englisch, doch ihre aufrichtige Art rührt mich. Die Direktorin heißt mich willkommen und bietet mir sofort einen Tee an. Die Liebenswürdigkeit, die wie ein Schwall über mich kommt, lässt mich schnell den ersten Schock verdauen – ich fühle mich geborgen.
Ich sehe den Jungen, der mir am Vortag aufgefallen war. Er schaut mich scheu an, wendet sich aber schnell wieder ab. Ich suche seinen Blickkontakt, schneide Grimassen, und endlich huscht ihm ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht. Ich setze mich zu zwei am Boden liegende Kinder und scheuche dabei die Fliegen weg. Eines der Kinder schaut mir lange in die Augen. Es ist, als ob es mir direkt in die Seele blickt. Ich werde mich um euch kümmern und euch ein stückweit mehr wie ein Teil dieser Welt fühlen lassen, ist der Gedanke, der mich von diesem Zeitpunkt an begleitet hat.
Die nächsten drei Monate waren die rührendsten, emotionalsten und schönsten, die ich bisher erleben durfte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich so sehr mit den Menschen dort verbunden fühlen würde. Ihre Schicksale berühren mich und lassen mich nicht mehr los. Doch genau das macht diesen Ort so besonders – trotz der Misere und Armut herrscht dort eine Herzlichkeit, Offenheit und Wärme, die jedem das Herz erweichen lässt.
Besondere Menschen haben dieses Heim für mich so bedeutungsvoll gemacht – wie der Junge, der zu Beginn noch Angst vor mir hatte. Nun ist er mein kleiner Bruder geworden. So war der Abschied nach all den Wochen, in denen diese Menschen ein Teil meines Lebens waren, sehr hart. Besonders wegen des Jungen ist ein Teil meines Herzens in Nepal geblieben. Doch ich wusste, dass das nicht der letzte Abschied sein wird.
Den letzten Satz, den mir die Direktorin unter Tränen auf dem Weg gab, werde ich niemals vergessen: „Du bist nun keine Lehrerin mehr, du bist die Tochter dieser Schule.“
Wir haben bereits viel mit unserem Verein in der Behindertenschule getan. Doch es liegt immer noch viel Arbeit vor uns! Dazu benötigen wir Eure Hilfe. Helft uns, den wundervollen Kindern und Mitarbeitern dieses herzlichen Ortes eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Ich würde mich sehr darüber freuen – vielen Dank!
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